Springe zum Inhalt

Im mittelnorwegischen Trøndelag wurden im Oktober zwei aufsehenerregende Bootsgräber der Wikingerzeit entdeckt, wie das NTNU University Museum in Trondheim nun bekannt gegeben hat. Bei der älteren Bestattung aus dem 8. Jh. - also dem Übergang zwischen der Vendel- und der Wikingerzeit - handelt es sich um das Grab eines Mannes, der mit seinen Waffen in einem 9-10 Meter langen Boot unter einem Grabhügel bestattet wurde. Über hundert Jahre später wurde der Grabhügel in der zweiten Hälfte des 9. Jh. wieder geöffnet und eine zweite Bestattung in einem Boot sorgfältig in dem ausgegrabenen älteren Bootsgrab niedergelegt. Diesmal handelte es sich um eine Frau, die mit reinen Schmuckbeigaben aus vergoldeter Bronze in einem etwas kleineren Boot beigesetzt wurde.

Nachbestattungen in älteren Grabhügeln oder sogar konkret in den älteren Gräbern sind nichts Ungewöhnliches in der Wikingerzeit und können sowohl im Abstand von wenigen Jahren wie auch im Abstand von mehreren Jahrhunderten vorkommen. Die Niederlegung eines Grabbootes in ein älteres Bootsgrab ist jedoch ein bislang kaum bekanntes Phänomen. Die Bedeutung dieser Handlung ist unklar. Vermutlich sollte durch die zweite Bestattung in dem Grab die Verwandtschaft der Frau mit dem ursprünglich dort bestatteten Mann hervorgehoben werden, um durch diese Familientradition einen besonderen Machtanspruch zu verdeutlichen. Möglich wäre aber auch, dass es zwischen den beiden Bestattungen zu einem sozio-politischen Umsturz kam und die neuen Machthaber durch diese Bestattung die früheren Herrscher symbolisch unter sich begraben wollten. Auf eine Klärung dieser Frage lassen aDNA- und Strontiumisotopenanalysen an den allerdings nur sehr schlecht erhaltenen Knochen hoffen.

Ein deutscher Artikel zu dem Fund ist in den 'Stuttgarter Nachrichten' erschienen, garniert mit Ausschnitten aus einem längeren Interview mit mir.

Heute einmal eine Nachricht aus dem eigenen Hause: Meine Kollegen im Projekt B06 des SFB 1070 – Dr. Laura Maravall Buckwalter und Prof. Dr. Jörg Baten – haben in einem nun veröffentlichten Aufsatz anhand der Auswertung von Zähnen wikingerzeitlicher Skelette nachgewiesen, dass Mädchen und Frauen in der skandinavischen Wikingerzeit eine ebenso gute Ernährung und hygienische Versorgung erhielten, wie Jungen und Männer. Das deutliche Fehlen von sogenannten linearen Schmelzhypoplasien – sichtbare Strukturschäden der Zähne aufgrund von Mangelernährung und fehlender Hygiene – kann als finaler naturwissenschaftlich-medizinischer Beleg für die in der Archäologie schon lange postulierte These einer hohen sozialen Stellung von Mädchen und Frauen in der Gesellschaft der skandinavischen Wikingerzeit gewertet werden. Die Pressemeldung der Universität Tübingen gibt es hier.

In Norden von Estland sind zwei Horte mit Dutzenden von Fragmenten wikingerzeitlicher Schwerter - hauptsächlich Gefäßteile, also Griffstücke, Parierstangen und Knaufkronen - gefunden worden. Die fragmentierten Schwerter sind vermutlich im Zusammenhang mit der örtlichen Grabsitte zu sehen, wonach Schwerter absichtlich verbogen oder zerstört wurden, bevor sie den Verstorbenen als Grabbeigabe beigegeben wurden. Entweder sollte das Schwert dadurch symbolisch getötet werden, so dass es dem Verstorbenen im Jenseits zur Verfügung steht, oder durch die absichtliche Zerstörung und Unbrauchbarmachung der Schwerter sollte Grabraub verhindert werden.

Unabhängig von der Deutung dieser beiden Hortfunde belegt der Fund durch die große Anzahl von Schwertern, dass Schwerter in der Wikingerzeit lange nicht so selten waren, wie es oft dargestellt wird. Bislang sind über 2.000 Exemplare aus der Wikingerzeit bekannt.

In der Wochenendbeilage der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten vom gestrigen Freitag ist ein längerer Beitrag zu den Wikingern und dem Wikinger-Buch abgedruckt, der auf einem Interview mit mir basiert. Der Beitrag lässt sich hier und hier online abrufen.

In der dänischen Stadt Aarhus regeln nun an einigen Ampel die Wikinger den Verkehr. Als Marketingmaßnahme für eine der ältesten Städte Dänemarks, die bereits zur Wikingerzeit von überregionaler Bedeutung war, sollen ähnlich den sonst üblichen Ampelmännchen kleine Wikinger-Piktogramme angebracht werden. Die Ampel-Wikinger sollen auf die historische Bedeutung der Wikinger für Dänemark im Allgemeinen und Aarhus im Besonderen aufmerksam machen. Es wird sicherlich nicht lange dauern, bis dieses charmante Konzept auch auf andere Bereiche ausgeweitet wird und auf Verkehrsschildern die Auto-Piktogramme durch Wikingerschiffe ersetzt werden.

Professor Mads Kähler Holst, Direktor des Moesgaard-Museums, setzt das erste Wikinger-Ampelmännchen ein
© AP (Henning Bagger)

Es gibt bereits die ersten Meldungen und Rezensionen zum Buch 'Die Wikinger. Entdecker und Eroberer'.

Die Leipziger Internet Zeitung beschreibt das Buch als "systematisches Aufräumen mit einem Seeräubermythos".

Das Online-Portal 'Glaube im Netz' schreibt, dass das Buch "ein zunehmend komplexeres und immer wieder überraschendes Bild davon zeichnet, wie die Lebenswirklichkeit der Wikinger tatsächlich aussah."

Und das Programm 'B5 aktuell' vom RB empfiehlt 'Die Wikinger' als Buchtipp, in dem gründlich mit dem klassischen Mythos aufgeräumt wird.

Weitere Meldungen, Interviews und Berichte werden in Kürze folgen.

Leider ist beim Druck des Buches ein Fehler passiert. Zwei wichtige Karten, die im Vor- und Nachsatz des Buches die wikingerzeitliche Welt und den beeindruckenden Aktionsradius der Wikinger veranschaulichen sollten und extra nach meinen Vorgaben für dieses Buch angefertigt wurden, sind in der ersten Auflage leider nicht gedruckt worden. Im ebook wie auch in der nächsten Auflage werden beide Karten dann aber enthalten sein.

Dankenswerterweise haben sowohl Herr Peter Palm, der alle Karten im Buch erstellt hat, wie auch der Ullstein Buchverlag mir die Erlaubnis gegeben, die beiden fehlenden Karten hier online zur Verfügung zu stellen.

Beide Karten können zudem hier und hier heruntergeladen werden.

Eine Schulklasse der Engbergskolan in Hassela, Hälsingland, in Schweden hat gemeinsam mit ihrer Lehrerin Anna Björk die Verdienstmedaille des Riksantikvarieämbetet (das schwedische Reichsantiquaramt/Zentralamt für Denkmalpflege) erhalten.

Den Schülern und ihre Lehrerin gelang es, die Runen im Dach einer kleinen Kammer des Hofes Ersk-Matsgården zu deuten. Die vermutlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. stammenden Runen waren weitestgehend in Vergessenheit geraten und galten zudem als nicht lesbar. Nun ist nicht nur ihre Bedeutung entschlüsselt - es handelt sich um Männernamen, vermutlich Knechte des Hofes, sowie um die Nennung des Teufels 'diefvulen' (schwed. 'djävul') -, die Runen geben zudem neue Hinweise auf den berühmten Runenstein von Kensington.

Dieser in Kensington, Minnesota, entdeckte Stein soll angeblich in Runen von einer im 14. Jh. erfolgten Wikingerexpedition bis in das nordamerikanische Hinterland künden. Der Stein wird von der Fachwelt als Fälschung angesehen, die im 19. Jh. von einem schwedisch-stämmigen Hofbesitzer auf Grundlage eines alten Schulbüchleins angefertigt wurde. Die neu entdeckten Runen von Hassela stimmen erstaunlich mit den Runen des Kensington-Steines überein und erhärten so die Theorie, dass der Stein erst im 19. Jh. von schwedischen Auswanderern mit zeitgenössischen Runen beschriftet wurde.