Springe zum Inhalt

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift 'DAMALS' findet sich eine Rezension von mir zu dem neuen Werk 'Die wahre Geschichte der Wikinger' von Neil Price (S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2022, 752 Seiten, € 39,-).

Mit "Die wahre Geschichte der Wikinger" erscheint das lange erwartete Buch von einem der sicherlich renommiertesten Kenner der skandinavischen Wikingerzeit, dem in Uppsala lehrenden Professor Neil Price, auch auf Deutsch. Das Buch ist dabei keine umfassende Darstellung aller Aspekte der Wikingerzeit – dieser Anspruch würde selbst den Umfang dieses beeindruckenden Werkes sprengen. Stattdessen ist es der Versuch von Neil Price, das Phänomen ‚Wikinger‘ aus seiner Sicht nachvollziehbar zu machen.

Neil Prices "Die wahre Geschichte der Wikinger" eignet sich nicht unbedingt als Einstiegswerk zur Wikingerzeit, denn viele ebenso spannende wie wichtige Aspekte des Alltagslebens werden gar nicht oder nur kurz thematisiert. Auch richten sich Sprache und Inhalt eher an ein anspruchsvolles Publikum. Wer sich aber eingehender mit den großen Zusammenhängen der Wikingerzeit beschäftigen möchte, für den bietet Prices monumentales Werk einen exzellenten Zugang zu dieser faszinierenden Epoche.

Die volle Rezension findet sich hier: DAMALS. Magazin für Geschichte 01/2023, S. 57–58.

In der neuesten Ausgabe der archäologischen Fachzeitschrift ‚Current Swedish Archaeology‘ diskutiert der dänische Archäologe und Wikingerexperte Søren Michael Sindbæk, Professor an der Universität Aarhus, die beiden neuen Dauerausstellungen zu den Wikingern im Dänischen Nationalmuseum Kopenhagen und im Staatlichen Historischen Museum Stockholm. Der durchaus kritische Beitrag von Søren Sindbæk wird in mehreren kurzen Aufsätzen von einer Reihe von Fachkollegen kommentiert, darunter findet sich auch ein Beitrag von mir, der >hier< heruntergeladen werden kann.

Im Rahmen einer neuen Doku-Serie mit dem Namen 'Tatort Mittelalter' widmet sich eine Folge auch Fällen von heute schockierender Gewalt. Darin wird auch das wikingerzeitliche Massengrab aus dem englischen Weymouth thematisiert, zu dem ich als Interviewpartner meine Einschätzung abgeben darf. Die Folge kann >hier< in der Mediathek des ZDF abgerufen werden (ab Minute 30:40).

Die aktuelle Ausgabe des Geschichtsmagazins DAMALS (09-2022) enthält mehrere Kapitel zu den Wikingern mit Beiträgen von Rudolf Simek, Volker Hilberg, Dirk H. Steinforth, Alheydis Plassmann und mir. Die einzelnen Kapitel beschäftigen sich mit dem Mythos Wikinger (Simek/Toplak), den Raubzügen nach England und in das Frankenreich (Steinforth/Plassmann) und Haithabu als zentralem Platz der wikingerzeitlichen Welt (Hilberg).

Das aktuelle Heft lästs sich >hier< bestellen.

Für das österreichische Magazin 'DerStandard' bin ich gebeten worden, mir einmal ein paar Folgen des neuen 'Vikings'-Spin off 'Vikings: Valhalla' bei Netflix anzuschauen. Daraus ist ein Podcast geworden, den man sich >hier< in voller Länge anhören kann. Eine etwas gekürzte Version ist als schriftliches Interview >hier< sowie in der aktuellen Ausgabe von 'DerStandard' nachlesbar.

Der sogenannte ‚Blutadler‘ gilt gemeinhin als die typische und enorm brutale Hinrichtungsmethode der Wikinger und wird gerne in medialen Darstellungen der Wikinger als makabrer Ausweis ihrer Grausamkeit dargestellt. Dabei sollen die Rippen des lebenden Opfers von der Wirbelsäule abgetrennt und zur Seite gebogen worden sein, um so den Eindruck von Adlerschwingen zu erwecken.

Der Blutadler (altnord. blóðǫrn) wird an verschiedenen Stellen in der altnordischen Literatur als Hinrichtungsmethode für hochrangige Persönlichkeiten – zumeist Könige – erwähnt. An einigen wenigen Stellen in der Literatur wird der Blutadler tatsächlich detailliert beschrieben. So heißt es bspw. in Kapitel 30 der Haralds saga hárfagra, der Saga des norwegischen Königs Harald Schönhaar (Haraldr hárfagri, gest. 933) aus Snorri Sturlusons Werk Heimskringla:

„Da ging Jarl Einarr zu Halfdan. Er ritzte einen Adler auf seinen Rücken in der Weise, dass er sein Schwert vom Rückgrat aus in die Bauchhöle stieß und alle Rippen von oben herab bis zu den Lenden abtrennte und die Lunge herauszog. Dies war der Tod Halfdans.“

(Þá gekk Einarr jarl til Hálfdanar. Hann reist ǫrn á baki honum þeima hætti, at hann lagði sverði á hol við hrygginn ok reist rifinn ǫll ofan á lendar, dró þar út lungun. Var þat bani Hálfdanar.)

An einigen anderen Stellen heißt es in den Sagas dagegen nur lapidar, dass ein Adler auf den Rücken des Opfers geritzt wurde (Reginsmál, Strophe 27: „Nun wurde ein Blutadler mit blutigem Schwert geritzt in den Rücken von Sigmunds Mörder“; Nú er blóðugr ǫrn – bitrum hjǫrvi – bana Sigmundar – á baki ristinn).

Ob der Blutadler in der Wikingerzeit tatsächlich ausgeführt wurde – archäologische Belege dazu fehlen nicht unbedingt überraschend bislang – oder ob es sich dabei nur um einen Mythos oder eine literarische Übertreibung handelt, ist in der Forschung lange kontrovers diskutiert worden.

Es kann sicherlich nicht wissenschaftlich ausgeschlossen werden, dass in der Wikingerzeit tatsächlich vereinzelt Menschen mit dem in den Quellen beschriebenen Blutadler getötet wurden, bspw. dann, wenn ein Exempel statuiert werden sollte oder eine Hinrichtung besondere Aufmerksamkeit bekommen musste und daher extrem grausam sein sollte.

Möglich ist auch, dass der Blutadler nur symbolisch zu deuten ist. In der altnordischen Dichtkunst, der Skaldik, wurde das Töten eines Gegners oft damit umschrieben, dass man ‚dem Adler (oder auch dem Raben) Fraß gab‘. Der Ausdruck ‚den Blutadler auf den Rücken ritzen‘ könnte demnach also auch bedeuten, dass man einen Feind dem Tod weihte oder tötete. Aus dieser bildhaften Umschreibung könnte sich der literarische Mythos des Blutadlers als brutale Verstümmelung und Tötung des Gegners entwickelt haben.

Eine neue anatomische Studie, publiziert in der Fachzeitschrift Speculum, hat nun mittels Simulationen mit medizinischer Computersoftware nachweisen können, dass die Praxis des Blutadlers, wie er bspw. in der Heimskringla beschrieben ist, zumindest anatomisch möglich ist, wenn er auch zu einem schnellen Verbluten des Opfers führen würde.

Die spannenden Ergebnisse der umfangreich recherchierten Studie belegen sicherlich nicht die faktische Existenz des Blutadlers, aber sie belegen, dass er aus medizinischer Sicht ganz praktisch hätte existiert haben können. Damit rückt der Mythos des Blutadlers ein Stück näher in die archäologische Wirklichkeit.

Wer sich für (Menschen)Opfer in der Wikingerzeit interessiert, dem sei die Arbeit meines schwedischen Kollegen Klas Wikström af Edholm ans Herz gelegt, der darüber seine Doktorarbeit geschrieben hat. Die vollständige Dissertation (allerdings auf Schwedisch) lässt sich >hier< herunterladen. Zudem findet sich in dem von mir herausgegebenen Sammelband ‚Die Wikinger: Seeräuber und Krieger im Licht der Archäologie‘, erschienen im Theiss-Verlag 2021, ein Aufsatz von Klas Wikström af Edholm auf Deutsch über Menschenopfer in der Wikingerzeit.

Die Bildsteine Gotlands gelten wohl völlig zurecht als eine der faszinierendsten Fundgattungen der gesamten skandinavischen Eisenzeit. Ausschließlich auf der Insel Gotland wurden ab der Völkerwanderungszeit im 5. Jh. bis in die späte Wikingerzeit bis zu fünf Meter hohe Kalksteinplatten errichtet, die mit aufwändigen Mustern und figürlichen Darstellungen verziert waren. Bis heute sind etwa 560 dieser Bildsteine bekannt, die vereinzelt auch Szenen aus der erst mittelalterlich überlieferten altnordischen Mythologie zeigen, bspw. Odins achtbeinigen Hengst Sleipnir und Odins Halle Walhall.

Bildstein von Tjängvide, Alskog sn, mit der Darstellung einer Empfangsszene: Ein Mann - ein im Kampf gefallener Einherjar oder Kriegsgott Odin selbst - reitet auf einem achtbeinigen Pferd auf eine große Halle zu und wird von einer Frau mit Trinkhorn empfangen.
© Wikipedia; CC BY-SA 4.0

Bereits Ende 2019 erschien mit Sigmund Oehrls monumentalem Werk 'Die Bildsteine Gotlands. Probleme und neue Wege ihrer Dokumentation, Lesung und Deutung' nun der zweite große Meilenstein in der Erforschung der gotländischen Bildsteine. Wer sich intensiver und auf einer fachlichen Ebene mit diesen faszinierenden Bildquellen beschäftigen möchte, dem sei dieses zweibändige Werk unbedingt ans Herz gelegt. Eine englischsprachige Rezension von mir erschien vor Kurzem in der Fachzeitschrift 'Germania'.

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift GEO findet sich eine lange Titelgeschichte zur gesellschaftlichen Stellung der Frauen in der Wikingerzeit, die ich als Fachberater und gemeinsam mit einer Reihe nahmhafter Kollegen auch als Interviewparter begleiten durfte. In der Reportage werden, eingerahmt von der Geschichte der historischen Protagonisten Guðríðr Þorbjarnardóttir, verschiedene Bereiche intensiv und auch kontrovers diskutiert, wie bspw. die Rolle von Frauen in der Textilproduktion, in Kampf und Krieg oder in Magie und Religion.