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Im vergangenen Herbst und Winter sind einige Fachaufsätze von mir zu verschiedenen Themen erschienen, die allerdings vorerst nicht online frei zugänglich sind.

  • In dem Sammelband 'Animals and Animated Objects in Past Societies. New Approaches in Archaeology 1', herausgegeben von meinem guten Freund Leszek Gardeła, zusammen mit Kamil Kajkowski, ist ein Aufsatz von mir zu dem Thema 'Horse Burials on Viking Age Gotland. Between Mounted Warriors and Totemic Animals' erschienen. Darin untersuche ich die Funktion und Symbolik von Pferden in wikingerzeitlichen Bestattungen auf Gotland.
  • Als Begleitband zu der kommenden Sonderausstellung zu den völur, den Seherinnen der Wikingerzeit, im dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen ist im Spätsommer das Buch 'The Norse Sorceress: Mind and Materiality in the Viking World' erschienen, herausgegeben von Leszek Gardeła, Sophie Bønding und Peter Pentz. In meinem Aufsatz 'Ritualised Executions and Human Sacrifices in the Viking World' diskutiere ich die Nachweise für Menschenopfer in der Wikingerzeit und deren mögliche Funktionen.
  • Ebenfalls um Menschenopfer in der Wikingerzeit und die Frage nach ihrer sozio-politischen Funktion geht es in meinem Kapitel 'Ritual Killings as Resource Complex in the Viking Age Funeral Ceremony' in dem Sammelband 'Human Sacrifice and Value: Revisiting the Limits of Sacred Violence from an Archaeological and Anthropological Perspective', herausgegeben von Matthew Walsh et al.
  • In einem kurzen, populärwissenschaftlichen Artikel in der 'Archäologie in Deutschland' hatte ich mich zusammen mit Leszek Gardeła vor ein paar Jahren bereits einmal der Frage von militärischer Symbolik in Frauengräbern der Wikingerzeit gewidmet. Nun haben wir gemeinsam einen Fachartikel in der neuesten Ausgabe des schwedischen Journals 'Fornvännen' mit dem Titel 'Transformative Objects: Rethinking Weapons in Viking Age Female Graves' publiziert. Der Artikel wird Mitte 2024 als PDF auf der Webseite von 'Fornvännen' frei zugänglich sein.
  • Der Frage nach Körpermodifikationen in der Wikingerzeit und deren Funktion als Symbole gesellschaftlicher Kommunikation gehen mein Kollege Lukas Kerk und ich in einem Aufsatz mit dem Titel 'Body Modification on Viking Age Gotland – Artificially Modified Skulls and Filed Teeth as Embodiment of Social Identities' nach, der in den nächsten Tagen in dem schwedischen Fachjournal 'Current Swedish Archaeology' veröffentlicht werden wird und dann auch direkt online zugänglich ist.

Anfang dieser Woche ist mit 'Vikings. Die wahre Geschichte' eine neue, sechsteilige Doku-Reihe zur Wikingerzeit bei ZDFinfo erschienen, die nun auch über die Mediathek des ZDF abrufbar ist. Die Dokumentation zeichnet anschaulich die chronologische Entwicklung der Wikingerzeit, vor allem aber die Ausbreitung der Wikinger, nach. Zu Wort kommen eine ganze Reihe renommierter skandinavischer Fachkollegen und in den Spielszenen kann man viele bekannte Gesichter aus der nordeuropäischen Reenactmentszene erkennen. Ich hatte erneut das Vergnügen, als Fachberater für die deutsche Übersetzung der gesamten Reihe mitwirken zu dürfen und kann die Dokus für die kommenden kalten Winterabende wärmstens empfehlen.

Mit einer leichten, coronabedingen Verspätung ist zu Ostern endlich meine Monographie zu den spätwikingerzeitlichen Bestattungen auf dem gotländischen Gräberfeld von Havor veröffentlicht worden. Die Arbeit ist das Endergebnis meiner vierjährigen Forschung im Rahmen des SFB 1070 an der Universität Tübingen von 2017–2021 und in mehrfacher Hinsicht für mich ein sehr emotionaler Abschluss. Ursprünglich war geplant, die Arbeit gemeinsam mit meinem Doktorvater und späterem Chef Professor Jörn Staecker (27.04.1961–15.12.2018) zu schreiben, als Ergebnis seiner langjährigen Beschäftigung mit der gotländischen Wikingerzeit. Aufgrund seines tragischen frühzeitigen Todes konnte dieser Plan nicht mehr umgesetzt werden. Darüber hinaus ist diese Publikation voraussichtlich mein letzter umfangreicherer Beitrag zur Erforschung der gotländischen Wikingerzeit – ein Themenfeld, das mich seit Beginn meiner Dissertation vor fast 12 Jahren auf eine einzigartige Art und Weise begeistert hat – und auch voraussichtlich vorerst meine letzte Monographie.

Inhaltlich untersucht die Arbeit die spätwikingerzeitlichen Bestattungen auf dem Gräberfeld von Havor, Hablingbo sn, auf Gotland und im Besonderen die Art und Weise, wie in den Bestattungen von Havor die Erinnerungen an und Vorstellungen von Vergangenheit auf der einen und kulturelle Veränderungen auf der anderen Seite zur Konstruktion von spezifischen Identitäten instrumentalisiert wurden. Dieses Vorgehen, besonders durch den Aufgriff älterer Bestattungstraditionen und die Nachnutzung älterer Grabanlagen, erlaubt Rückschlüsse auf die Wahrnehmung einer mythischen Vergangenheit in der Wikingerzeit und auf die diskursive Ebene von Erinnerungen und Traditionen als soziale und identitätsstiftende Konstrukte. Die ersten Kapitel stellen eine reine Materialauswertung und -betrachtung des Gräberfeldes und seines Siedlungsumfeldes als Ganzes, der wikingerzeitlichen Bestattungen im Speziellen sowie der gesamtgotländischen Entwicklung von der frühen Eisenzeit bis in die späte Wikingerzeit dar. Darauf folgt eine ausführliche Theoriediskussion dazu, was Bestattungen und Gräber – über die reine "Entsorgung" eines menschlichen Verstorbenen – eigentlich sind und wie in Havor die Instrumentalisierung (oder Konstruktion?) der eigenen Vergangenheit fassbar wird.

Die Monographie kann in wenigen Monaten auch als Printversion bei der Universität Tübingen bestellt werden. Seit letzter Woche ist sie als PDF frei über den Open Acess-Bereich der Universitätsbibliothek abrufbar.

Ich darf nun endlich offiziell und freudig verkünden, dass ich zum Herbst diesen Jahres die Leitung des Wikinger Museum Haithabu bei Schleswig übernehme!

© Staudt/Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf

Abschied nach 34 Jahren: Dr. Matthias Toplak folgt auf Ute Drews

Nach mehr als 30 Jahren als Leiterin des Wikinger Museums Haithabu wird Ute Drews zum 1. Oktober in dieser Funktion in den Ruhestand verabschiedet. Am 1. September hat ihr Nachfolger Dr. Matthias Toplak in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf begonnen - um eine sorgfältige Übergabe der vielfältigen Aufgaben zu gewährleisten.

Vorgestellt wurde der 37-jährige Wissenschaftler und ausgewiesene Wikinger-Experte heute durch Prof. Dr. Dr. h.c. Claus von Carnap-Bornheim, dem Leitenden Direktor der schleswig-holsteinischen Landesmuseen, und dem Direktor des Museums für Archäologie Schloss Gottorf, Dr. Ralf Bleile.

Mehr als 40 Bewerberinnen und Bewerber aus Deutschland und Skandinavien gab es auf die Stelle der Museumsleitung des Wikinger Museums, „bei Herrn Toplak hat uns das Gesamtpaket mehr als überzeugt. Er hat bei einem der wichtigsten Archäologen für Ur- und Frühgeschichte und das Mittelalter, bei dem viel zu früh verstorbenen Jörn Staecker in Tübingen, promoviert. Gleichzeitig versteht sich Herr Toplak seit vielen Jahren hervorragend in der Inhaltsvermittlung der Wikingergeschichte. Er lebt diese Thematik in einer Art und Weise, wie wir es vor ihm nur bei Frau Drews erlebt haben“, sagte der Wissenschaftliche Vorstand der Landesmuseen, Prof. Dr. Dr. h.c. Claus von Carnap-Bornheim.

„Dass man mir die Leitung dieses einmaligen Museums anbietet, ist wirklich die Erfüllung eines Lebenstraumes für mich. Haithabu ist einfach etwas ganz Besonderes – für den Wissenschaftler wie auch für den Wikinger-Fan in mir."


Dr. Toplak stammt gebürtig aus Oberhausen und hat nach dem Studium der Skandinavistik, Ur- und Frühgeschichte und Mittleren und Neuen Geschichte an der Universität Köln zwischen 2012 und 2016 am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters in Tübingen promoviert. Dort hat er in den vergangenen fast fünf Jahren als Lehrkraft gewirkt, zunächst als Assistent an der Seite von Prof. Dr. Jörn Staecker, nach dessen Tod übernahm er unter anderem die Lehrtätigkeit und Betreuung der Studierenden.

In dieser Zeit hat sich Matthias Toplak darüber hinaus zu einem gefragten wissenschaftlichen Berater zur Wikingerzeit für verschiedenste Medienformate entwickelt. So arbeitete er an History-Filmprojekten des ZDF (Terra X) mit, aktuell wirkt er im August-Heft des Jugendmagazins „Dein SPIEGEL“ an der Titelgeschichte Wikinger mit.  

Das Wikinger Museum Haithabu hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Museen Deutschlands entwickelt, selbst als wegen einer größeren Sanierungsmaßnahme die Dauerausstellung des Museums 2016/2017 für ein Jahr geschlossen werden musste, erreichten die Landesmuseen in Haithabu fast 100.000 Besucher mit dem Angebot einer archäologischen Ausgrabung im historischen Gelände und den Aktivitäten bei den Wikinger Häusern. Die erfolgreiche Arbeit von Ute Drews in der Bildung und Vermittlung fortzusetzen und weiterzuentwickeln wird ein Aufgabenschwerpunkt sein für den neuen Museumsleiter.

Durch seine jährliche Mitarbeit als Reenactor in der Belebung und Rekonstruktion und Vermittlung frühmittelalterlichen Lebens in europäischen Freilichtmuseen kennt Matthias Toplak alle wichtigen Wikingerzentren Nordeuropas seit fast 20 Jahren – auch hinter die Kulissen Haithabus hat er in dieser Funktion immer wieder blicken können. „Dass man mir die Leitung dieses einmaligen Museums anbietet, ist wirklich die Erfüllung eines Lebenstraumes für mich. Haithabu ist einfach etwas ganz Besonderes – für den Wissenschaftler wie auch für den Wikinger-Fan in mir“, schwärmt Toplak. 

Mehr zu Haithabu und dem Danewerk und meinen Büchern gibt es auch bei der Archäologie in Deutschland.

Für mich als Archäologen ist es immer extrem wichtig, die Gegenstände, über die ich forsche und schreibe auch in der Hand gehalten zu haben und (als Replik) auch ausprobieren zu können. Über diesen praktischen Zugang erhalten wir nicht selten völlig neue Perspektiven auf das archäologische Material.

Nun habe ich mir von einem befreundeten Handwerker eine Replik von einer großen Ringfibel von dem gotländischen Gräberfeld von Kopparsvik, das ich im Rahmen meiner Doktorarbeit ausgewertet hatte, anfertigen lassen. Ich möchte gerne einige ungewöhnliche Tragweisen dieser recht großen und schweren Fibeln ausprobieren, um nachvollziehen zu können, ob die Lage der Fibeln in einigen Gräbern nur Zufall ist oder tatsächlich eine konkrete Tragweise widerspiegelt.

Wer Interesse an einem ähnlichen Schmuckstück hat, kann sich bei Sindri & Brock umschauen.

Nächste Woche halte ich am Donnerstag, dem 20. Mai, um 10:00 Uhr im Rahmen des Kurses "Einführung ins nordische Mittelalter" an der Universität zu Köln einen digitalen Einführungsvortrag zu den Wikingern.

Wer Zeit und Interesse hat, kann sich per Zoom zu dem Vortrag dazuschalten.

Nun endlich ist – wieder einmal verzögert durch Covid-19 – die Festschrift zum 65. Geburtstag meines großen wissenschaftlichen Vorbildes, Mentors und Freundes Prof. Dr. Dr. Rudolf Simek erschienen!

Das kompette, über 700 Seiten starke Werk mit dem Titel 'Res, Artes et Religio: Essays in Honour of Rudolf Simek' kann auf der Seite des Verlages kostenfrei eingesehen und heruntergeladen werden. Mein Aufsatz, in dem ich die Figur des Zwerges der altnordischen Mythologie und Literatur mit dem archäologischen Befund von Kleinwüchsigkeit vergleiche, kann hier direkt heruntergeladen werden.

Unter Publikationen ist nun eine Reihe von populärwissenschaftlichen Artikel aus der 'Archäologie in Deutschland' als pdf abrufbar, bspw. zu der Etablierung der Kiewer Rus oder der Kolonialisierung Grönlands, Frauen und Waffensymbolen, zu Tattoos und anderen Körpermodifikationen oder zu Katzen in der Wikingerzeit.

Seit gestern ist das neue Sonderheft der Archäologie in Deutschland zu Krieg und Gewalt in der Wikingerzeit als Paperback erhältlich, die gebundene Ausgabe folgt nächste Woche.

Ich bin enorm glücklich über das tolle Ergebnis! Das Heft – so man das bei fast 140 Seiten und etwa 1,5 cm Stärke überhaupt so nennen darf – enthält zwei Dutzend spannende und interessante Texten zu unterschiedlichsten Aspekten von Krieg und Gewalt in der Wikingerzeit von einem Dutzend Wissenschaftlern und über 100 Illustrationen.

Es war toll, neben einigen altbekannten Freunden und Bekannten auch mit neuen Kollegen zusammenarbeiten zu können und deren Forschungen präsentieren zu dürfen!

Ich bedanke mich daher ganz herzlich bei allen Beteiligten, besonders bei den Autoren – Klas Wikström af Edholm, Leszek Gardeła, Kamil Kajkowski, Thorsten Lemm, Kerstin Odebäck, Sigmund Oehrl, Ben Raffield, Tobias Schade, Rudolf Simek, Dirk H. Steinforth und Sixt Wetzler – sowie bei der Redaktion der Archäologie in Deutschland und der WBG, ganz besonders bei Annine Fuchs und Holger Kieburg für die großartige Unterstützung und das Engagement!

Hier sind die letzten sechs Fragen:

  1. Welches war das exotischste Tier im Schiffsgrab von Gokstad?
  2. Welche Ware der Wikinger gilt als Ursache für die enormen Mengen an arabischem Silber in Skandinavien?
  3. Welche Schlacht gilt als Endpunkt der Wikingerzeit?
  4. Welcher berühmte Fund wurde über 6.000 Kilometer bis nach Helgö in Schweden gebracht?
  5. Welche berühmte nahöstliche Stadt ist in der Runeninschrift aus dem gotländischen Timans erwähnt?
  6. Welcher berühmte norwegische König der späten Wikingerzeit hatte zu Lebzeiten einen wenig schmeichelhaften Beinamen und gilt heute als Heiliger?