In der Silvesternacht 2020 ist mit Prof. Klaus Düwel einer der prägendsten Wissenschaftler im Feld der germanistischen und skandinavistischen Mediävistik und insbesondere der Runenkunde verstorben.
Klaus Düwel studierte ab 1956 an den Universitäten in Göttingen, Tübingen und Wien Geschichte und Germanistik im Lehramtsstudium sowie kurzzeitig auch Theaterwissenschaften. Geprägt durch Kontakte zu Otto Höfler, einem der zentralen Mediävisten, widmete er sich germanistischen und nordischen älteren Philologie sowie der mittelalterlichen Geschichte und der evangelischen Theologie – eine Kombination, die sein späteres wissenschaftliches Wirken vorwegnahm – und legte 1961 und 1963 sein Staatsexamen ab.
Während seine 1965 vorgelegte Dissertation Werkbezeichnungen der mittelhochdeutschen Erzählliteratur (1050−1250) sich noch im Bereich der mittelhochdeutschen Philologie bewegte, verlagerte er sein Wirken mit seinem 1972 abgeschlossenen Habilitationsprojekt Das Opferfest von Lade und die Geschichte vom Völsi. Quellenkritische Untersuchungen zur germanischen Religionsgeschichte auf die kritische Auseinandersetzung mit der germanische Religionsgeschichte.
Von 1974 bis 2001 hatte Klaus Düwel eine Professur am Göttinger Seminar für deutsche Philologie. Darüber hinaus war er Vorsitzender der Volkshochschule Göttingen sowie der Universität des dritten Lebensalters e.V. Göttingen. Er war Mitglied in der Königlichen Gustav-Adolfs-Akademie in Uppsala, der Wissenschaftsgesellschaft in Trondheim, der Norwegischen Akademie der Wissenschaften in Oslo sowie korrespondierendes Mitglied in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und seit 2014 zudem Träger des deutschen Bundesverdienstkreuzes am Bande für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen.
In fast 200 Publikationen widmete Klaus Düwel sich der Germanistik und Altnordistik, besonders aber der germanischen Religionsgeschichte und der Runologie. Er wirkte als Fachberater und Autor für eine große Zahl von Artikeln an der zweiten Auflage des akademischen Standardwerkes Reallexikon der Germanischen Altertumskunde mit und seine 1968 erstmals publizierte und seitdem viermal aktualisierte Runenkunde (die fünfte Auflage unter Mitarbeit von Robert Nedoma soll Anfang 2021 erscheinen) gilt als die zentrale Einführung zur Runologie, die – obgleich auf Deutsch verfasst – auch an den Universitäten im skandinavischen Raum als das Standardwerk zu diesem Thema verwendet wird.
Mit Klaus Düwel verlieren wir nicht nur einen der prägendsten Wissenschaftler im Bereich der Runologie und Mediävistik, sondern auch eine ebenso beeindruckende wie charismatische Persönlichkeit.