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Bei Ausgrabungen in Hunnestad in Skåne, Südschweden, wurde vor wenigen Tagen ein seit über 300 Jahren verschwundener Runenstein wiederentdeckt.

Der wiederentdeckte Runenstein von Hunnestad.
© Arkeologerna; CC BY

Der Runenstein gehört zu dem berühmten ‚Monument von Hunnestad‘ bei Hunnestad in der Nähe von Ystad. Das in seiner Form einzigartige Hunnestadmonument wurde im 10. Jh. errichtet und bestand aus acht Steinen, von denen fünf Runeninschriften trugen. Fünf Steine – davon zwei mit Runeninschriften – waren mit einzigartigen figürlichen Bildern verziert, so zeigt einer der Steine (DR 282) einen Mann mit einer geschulterten Axt und auf einem weiteren Stein (DR 284) ist eine Szene abgebildet, die möglicherweise auf eine Situation der altnordischen Mythologie anspielt: eine Frauengestalt reitet auf einem Untier (möglicherweise einem Wolf) und hält Schlangen in ihren Händen. In Snorri Sturlusons Gylfaginning – Teil der berühmten Edda und niedergeschrieben zu Beginn des 13. Jh. – wird die Riesin Hyrrokkin erwähnt, die auf einem mit Schlangen gezäumten Wolf reitet und bei der Bestattung des Gottes Balder dessen Totenschiff ins Meer schiebt.

Der Bildstein DR 284 mit der möglichen Darstellung von Hyrrokkin im Museum 'Kulturen'.
© Wikipedia; CC BY-SA 3.0

Das Hunnestadmonument wurde Ende des 18. Jh. durch den schwedischen Grafen Eric Ruuth bei Bauarbeiten für sein Anwesen zerstört. Drei der Steine wurde bereits Anfang des 19. Jh. entdeckt und sind heute im Museum ‚Kulturen‘ in Lund ausgestellt (darunter die beiden oben beschriebenen Bildsteine). Zu den anderen Bildsteinen existieren nur Beschreibungen und eine Zeichnung durch den dänischen Gelehrten Olaus Wormius, der in der ersten Hälfte des 17. Jh. eine Inspektion der Altertümer in Dänemark und dem damals noch zu Dänemark gehörenden Südschweden (Skåne, Blekinge und Halland) vornehmen ließ.

Olaus Wormius' Zeichnung des Hunnestadmonuments, erste Hälfte des 17. Jh.
© Wikipedia; Public domain

Diese Zeichnung von Olaus Wormius erlaubte nun die Identifikation des wiedergefundenen Runensteines, der hoffentlich neue und interessante Informationen zum Hunnestadmonument liefern wird.

Hier sind die nächsten sechs Fragen:

  1. Wo stand das größte bislang bekannte Gebäude der Wikingerzeit?
  2. Woran starb der Mann aus dem Grab von Gokstad?
  3. Welche Stadt gilt als die älteste Stadt Dänemarks?
  4. Welcher aus der Edda bekannte Mythos wird im Kopffeld von mehreren gotländischen Bildsteinen dargestellt?
  5. Woher stammen die beiden einzigen bislang bekannten vollständigen Helme der Wikingerzeit?
  6. Welcher bedeutsame Fundplatz gilt als Vorläufer zu Birka?

Am 23. Februar nächsten Jahres erscheint bei wbg/Theiss das von mir herausgegebene Buch 'Die Wikinger. Seeräuber und Krieger im Licht der Archäologie' als Sonderheft 20/2021 der Archäologie in Deutschland.

In dem reichhaltig bebilderten Buch werden durch ein Dutzend Wissenschaftler (darunter Rudolf Simek, Sigmund Oehrl, Leszek Gardeła, Dirk H. Steinforth, Ben Raffield, Tobias Schade, Thorsten Lemm, Sixt Wetzler) auf über 130 Din A4-Seiten zentrale Aspekte zu Krieg und Gewalt in der Wikingerzeit diskutiert. Themen sind u. a. Bewaffnung, Befestigungen und Kriegsführung, Erziehung und Kriegerideale, Sklaverei und Menschenopfer, Berserker und die Rolle der Frau bei Krieg und Gewalt.

Das Buch wird sowohl als Hardcover veröffentlicht, wie auch als Sonderheft für die Archäologie in Deutschland.

Hier sind die nächsten sechs Fragen:

  1. Welche Siedlung lag am Beginn der Route ‚von den Warägern zu den Griechen‘?
  2. Welches dänische Grab der Wikingerzeit ist berühmt für die darin gefundene Axt?
  3. Welches begehrte Importgut aus dem Frankenreich lässt sich an den Brunnen von Haithabu nachweisen?
  4. Von welcher Stelle sind die meisten Wikingerschiffe bekannt?
  5. Welcher arabische Reisende berichtet über seinen Besuch in Haithabu?
  6. Wer leitete die Kolonialisierung Grönlands?

Anfang nächster Woche halte ich am Dienstag, dem 08.12.2020, ab 16:00 Uhr im Rahmen des Studium Generale an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen eine Gastvorlesung zum Thema Wikingerzeit. Aufgrund von Corona findet die Vorlesung leider online statt.
Wer Interesse hat, kann sich meine Vorlesung bei Zoom anhören: https://us02web.zoom.us/j/89622792787 (der Link ist am 08.12. ab 15:30 Uhr freigeschaltet).

Seit dem Sommer 2020 wird mit dem 2018 neuentdeckten Schiffsgrab von Gjellestad, Østfold, in Norwegen erstmals seit über 100 Jahren wieder eine wikingerzeitliche Schiffsbestattung ausgegraben. Trotz der relativ schlechten Erhaltung durch jahrhundertelange Überpflügung - von dem ursprünglich etwa 22m langen Schiff ist nur noch ein Teil des Kiels mit den untersten Spanten übrig - kann nun erstmals ein Schiffsgrab mit modernsten archäologischen Methoden ergraben und untersucht werden.

Leider sind durch die Beschädigung des Grabhügels nicht nur große Teile des Schiffes zerstört worden, sondern vermutlich auch ein Großteil der Grabbeigaben und wohl auch die Bestattung. Bislang wurden jedenfalls noch keine menschlichen Knochen gefunden, die Rückschlüsse darüber zulassen würden, wer dort bestattet wurde.

Wir können allerdings sicher sein, dass es sich um eine hochgestellt Persönlichkeit gehandelt haben muss. Der im 9. Jh. - und damit ungefähr zeitgleich zu Gokstad und Oseberg - errichtete Grabhügel wurde aus fruchtbarer Muttererde aufgeschüttet, die extra von anderer Stelle nach Gjellestad gebracht wurde. Zudem weisen neue Ausgrabungen und Untersuchungen mit Bodenradar auf die große Bedeutung von Gjellestad hin.

Ausgrabungen im Bereich der Küste förderten eine Reihe von Funden wie z. B. Gewichte oder Münzen zutage, die auf die Existenz eines Hafens hindeuten (aufgrund der Landhebung seit den letzten 1000 Jahren liegt Gjellestad heute weiter landeinwärts).

Zudem konnten mittels Bodenradar neben weiteren großen Grabhügeln eine Reihe von großen Hallengebäuden nachgewiesen werden, die vermutlich zur herrschaftlichen Repräsentation und zur Kultausübung genutzt wurden, während die eigentliche Siedlung weiter landeinwärts lag.

Der Komplex von Gjellestad ähnelt damit stark anderen sogenannten Zentralplätzen wie Uppåkra, Gamla Uppsala oder dem neuentdeckten Ströja, die als Hafen- oder Handelsplatz, Herrschaftssitz und Kultzentrum bedeutende sozio-politische, ökonomische und religiöse Zentren darstellten.

Eine erste Ansiedlung in Gjellestad ist in die frühe Eisenzeit - etwa um 500 v. Chr. - zu datieren. Am Übergang zwischen Völkerwanderungs- und Vendelzeit um 500 n. Chr. wurde der große Jellhaugen errichtet, einer der größten Grabhügel Skandinaviens. Mehrere große Hallengebäude von fast 40m Länge und Funde von Goldobjekten aus der Umgebung deuten darauf hin, dass Gjellestad bereits Mitte des 1. Jtd. n. Chr. - also mehrere Jahrhunderte vor der Wikingerzeit - bereits ein bedeutendes Zentrum an der Küste von Viken zwischen dem heutigen Norwegen und Schweden war.

Informationen zu den andauernden Ausgrabungen des Schiffsgrabes von Gjellestad finden sich auf der Homepage des Kulturhistorischen Museums Oslo und eine wunderbare Animation von Gjellestad gibt es hier.

Ich habe zu meiner Buchverlosung vor ein paar Wochen einige Mails bekommen, in denen kritisiert wurde, dass die Frage rund um den Drehort von Wickie zu einfach und nicht archäologisch gewesen sei.

Daher habe ich mir eine Reihe von etwas schwierigeren Fragen rund um die Archäologie der Wikingerzeit ausgedacht, von denen ich jeden Advent sechs Stück hier online stellen werde.
Wer mir am 31.01.2021 die meisten richtigen Antworten geschickt hat, erhält eine Überraschung!

Hier die ersten sechs Fragen:

  1. Auf welcher Insel wurde im 10. Jh. eine Frau als vollbewaffneter Krieger bestattet?
  2. Welcher dänische König der Wikingerzeit war Namensgeber für eine wichtige moderne Technologie?
  3. Welcher moderne Staat trägt noch immer ein Symbol der Wikinger im Wappen?
  4. Welchen Namen ritzte ein Angehöriger der Warägergarde an exklusiver Stelle in den Marmor?
  5. Wieviel wieg der größte bislang bekannte Silberschatz der Wikingerzeit?
  6. Wieviel Quadratmeter Segelfläche hatte das längste bislang bekannte Wikingerschiff?

Am 08.12.2020 halte ich ab 16:00 Uhr im Rahmen des Studium Generale an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen eine Gastvorlesung zum Thema Wikingerzeit. Aufgrund von Corona findet die Vorlesung leider online statt.
Wer Interesse hat, kann sich meine Vorlesung bei Zoom anhören: https://us02web.zoom.us/j/89622792787 (der Link ist am 08.12. ab 15:30 Uhr freigeschaltet).

In einer neuen Dokumentation von Terra X zu den berühmtesten Kriegern der Geschichte, die am 20.10.2020 um 20:15 Uhr auf ZDFinfo erstmals ausgestrahlt wird, bin ich als Experte zu den Berserkern der altnordischen Legenden interviewt worden.

Die gesamte Folge kann hier in der Mediathek des ZDF schon vorab eingesehen werden.

Leider sind bei der Produktion nicht nur ein paar abstruse Aussagen in den Sprechertext geraten (so z. B. die 'speziell geformten Wurfäxte mit zwei Meter langen Stielen', die kannte auch ich als Wikinger-Archäologe vorher nicht... 😉 ), sondern das Interview mit mir ist auch sinnentstellend zusammengeschnitten worden und zentrale Aspekte des gegenwärtigen Forschungsstandes zu den Berserkern fehlen.

Wer etwas mehr wissenschaftlich fundierte Fakten zu den Berserkern haben möchte, kann sich stattdessen vielleicht besser die Folge meines Videoblogs anschauen: