Im Laufe der Wikingerzeit etablierte sich von Skandinavien aus ein Handelsnetzwerk, das fast die gesamte damals bekannte Welt umspannte; vom äußersten Nordatlantik im Westen bis in die arabische Welt im Osten. Auf ihren Reisen kamen die Skandinavier so mit Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen in Kontakt. Nahezu ebenso faszinierend wie die enormen Distanzen, die sie mit ihren Schiffen für diese Handelsreisen zurücklegten, ist ihre Fähigkeit, sich über verschiedenste Sprachgrenzen hinweg mit den Menschen anderer Kulturen auszutauschen und Handel zu betreiben. Oftmals konnte man sich vermutlich ausreichend mit Gesten verständigen und manchmal mussten Dolmetscher hinzugezogen werden, die zumindest Bruchstücke der anderen Sprache verstanden. Sicherlich werden aber auch einige der skandinavischen Händler mehr als nur eine Sprache gesprochen haben.
Schon in Haithabu, an der Südgrenze der skandinavischen Welt, wird die Verständigung nicht immer einfach gewesen sein. Die Dänen sprachen dönsk tungu, die „dänische Zunge“, wie das Altnordische, die Sprache der Wikingerzeit, genannt wurde. Zwar gab es zwei große Dialektgruppen – das Altwestnordische, das in Norwegen und Island gesprochen wurde, und das Altostnordische, das in Dänemark und Schweden gesprochen wurde – aber die Menschen in Skandinavien konnten sich untereinander ohne große Schwierigkeiten verständigen. In Haithabu wird man aber ebenso auch verschiedenste althochdeutsche Dialekte der friesischen, fränkischen und sächsischen Händler gehört haben, die Mundarten der westslawischen Stämme, Altenglisch und möglicherweise auch Latein und Arabisch. In den Sommermonaten waren die Landungsbrücken im Hafen von Haithabu sicherlich erfüllt mit einem Stimmengewirr in den unterschiedlichsten Sprachen, das eher an eine moderne Metropole denken ließe, als an die kleine beschauliche Wikingersiedlung als die Haithabu heute erscheint.