Schon seit einigen Jahren wird die klassische Datierung der ersten Besiedlung Islands durch Norweger gegen Ende des 9. Jh. immer wieder diskutiert. Als Beginn der nordischen Landnahme gilt üblicherweise das Jahr 874, aber es mehren sich die Hinweise, dass bereits im Laufe des 8. Jh. eine erste Besiedlung der Insel stattfand. Neben einer Reihe von wenig ernstzunehmenden Argumenten, wie Funde von römischen Münzen des 3. Jh., sind es besonders Siedlungsreste, die stratigraphisch unter der sogenannten 'settlement layer' liegen, welche die klassische Geschichte in Frage stellen. Bei dieser 'settlement layer' handelt es sich um die Ascheschichten eines Vulkanausbruches aus den frühen 870er-Jahren und damit vor der 'offiziellen' Besiedlung Islands. Siedlungsreste unter dieser Schicht müssen zwangsläufig vor dem Vulkanausbruch und damit vor der offiziellen Landnahme angelegt worden sein. Im Osten Islands sind nun weitere Siedlungsreste unter der 'settlement layer' entdeckt worden, die zudem über die Radiokarbonmethode (14C) auf den Beginn des 9. Jh. datiert werden konnten und damit nahelegen, dass Island bereits früher als bisher angenommen besiedelt wurde.